Zweitzeugen erneut zu Besuch am Landfermann

Erneut waren – heute am 1.6.2022 nach ihrem Besuch im Juli 2021 – die Ehepaare Stölting und Bohn  als Zweitzeugen zu Besuch bei Schüler:innen unserer Stufe 9. Insbesondere berichteten sie über das Leben von Leon Jessel und seine Verfolgung – und über die Zeit des Nationalsozialismus. Wir waren und sind ihnen dafür zutiefst dankbar; ihre Erzählungen und Berichte berühren.

„Vergeben, aber nicht vergessen“ – das ist das Leitmotiv.

Herr Martini, Frau Lindke und Frau Aksöz haben den Besuch in ihren Kursen der Stufe 9 vorbereitet, ganz vielen Dank dafür, auch an Frau Klümper von der GCJZ, die uns unterstützt hat – hier ein Foto aus der Aula-Veranstaltung – links das Ehepaar Bohn, rechts das Ehepaar Stölting.

Update: 16.8.2022: Hier ein Eindruck einer teilnehmenden Schülerin vom Besuch der Zweitzeugen:

In der ersten und zweiten Stunde am 1. Juni haben vier Erst- und Zweitzeugen des zweiten Weltkrieges von ihren Erlebnissen und die Lebensgeschichte von Menschen jüdischen Glaubens seit des Anfangs des zweiten Weltkrieges bis heute erzählt.

Die Atmosphäre war von Anfang an durchgehend bis zur letzten Minute extremst besonders. Sehr traurig, still und bedrückend, aber auch wiederum schön, dass diese grausame Zeit schon lange in der Vergangenheit liegt. Es ist wichtig über die Ergebnisse der Vergangenheit zu sprechen und über sie aufzuklären, um eine Weiderholung dieser nie wieder passieren zu lassen. Besonders mitgenommen  hat mich persönlich die Erzählung des Sohnes des Duisburger Rabbiners, welcher während seiner Schulzeit unter starker Diskriminierung litt und jeden Tag mit Gewalt und absolutem Hass konfrontiert wurde. Er wurde angespuckt, verprügelt, gedemütigt und durfte in der Schule kein Wort sagen. Schon mit 15 musste er zwangsweise die Schule verlassen und nach ein paar grausamen Jahren wurden seine Eltern brutal ermordet. Für mich ist es unvorstellbar, wieviel Grausamkeit und Leid diese jahrelang in sich trugen. Ein brutaler und unbegründeter Hass gegenüber Menschen jüdischen Glaubens. Da Antisemitismus heutzutage immer noch vorhanden und stark sichtbar ist, sollte man sich daran erinnern, dass, wenn man für jedes Opfer des zweiten Weltkrieges eine Schweigeminute einlegen würde, die Welt 11 Jahre lang still wäre.

Vor mehr als 80 Jahren, am 9. auf den 10. November 1938, brannten die Synagogen. Sie brannten in Duisburg, wie in ganz Deutschland. Am 9. November 1938 stand die Duisburger Synagoge an der Junkernstraße in Flammen, Rabbiner Manass Neumark wurde von den Nazi-Horden aus seiner Wohnung gezerrt und in „Schutzhaft“ genommen. Auch in Ruhrort und Hamborn brannten vor 80 Jahren die Synagogen. In der gesamten Stadt wurden Wohnungen jüdischer Bürger verwüstet, Juden misshandelt, verhaftet oder getötet.

Schüler*innen des Landfermann gestalteten im letzten Jahr die offizielle Gedenkfeier der Stadt Duisburg zur Erinnerung an die Schrecken der Progromnacht am 9.November 1938 mit.

Zur Gedenkfeier hatten Schüler*innen der Jahrgangsstufe EF gemeinsam mit Frau Basha, Frau Heinrich, Frau Inhoffen und Herrn Martini eine Hör-Collage entwickelt. Durch umfangreiche Recherchen im Rahmen des Geschichtsprojekts „Als ich in meiner Heimat zum Fremden und Verfolgten wurde…“ sind die Schüler*innen dem Leben des Duisburger Juden, Leon Jessel, intensiv nachgegangen, um aus unterschiedlicher Perspektive mit eigenen Wortbeiträgen über seine Erlebnisse, insbesondere seine Verfolgung während der NS-Zeit zu berichten.

Illustriert wurden zusätzlich wichtige Lebensstationen von Leon Jessel. Zu sehen sind Bleistiftzeichnungen und Radierungen von Schüler*innen aus den  Kunstkursen von Frau Tromnau der Jahrgangsstufe Q1, in einer Ausstellung auf dem Flur vor dem Sekretariat, zu sehen sind. Hintergrundinformationen erhalten Besucher*innen dort anhand von QR-Codes neben der Beschriftung unter den Bildern.

Die gesamte Hör-Collage ist unter dem beigefügten QR-Code vollständig  abrufbar. 

 

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