Unsere Idee von Schule und Unterricht

Dieser Text ist zentraler Bestandteil unseres Schulprogramms, das allerdings wegen des Schulentwicklungsprozesses und insbesondere der Veränderungen u.a. rund um das Lernen in einer digitalen Welt sozusagen ständig überarbeitet wird. Vielleicht ist das auch wichtig und gut für ein Schulprogramm.

Das Landfermann-Gymnasium ist seit 460 Jahren Duisburgs zentrale Innenstadtschule. Un­sere Schülerschaft kommt aus allen Stadtteilen Duisburgs und auch aus Mülheim. Gemäß unserem Leitbild stehen humanistische Bildung, die wir ganzheitlich verstehen und als Erziehungsauftrag annehmen, Konzepte zur Individualisierung der Schülerlaufbahnen und das Europaschulkonzept im Mittelpunkt unseres Schulprofils.

Zentral für alle be­schriebenen Aspekte ist unsere Idee von Lernenden, Schule und Unterricht, die wir an HATTIE anknüpfen:

Die Studien belegen, so der Schulforscher, dass sich die größten Unterschiede im Lernzuwachs nicht zwischen Schulen zeigen, sondern zwischen einzelnen Klassen, und das bedeutet: zwischen einzelnen Lehrern. Das ist Hatties zentrale Botschaft, …: Was Schüler lernen, bestimmt der ein­zelne Pädagoge. [1]

Als Voraussetzung für alles Lernen gilt es, durch wirksam gute Lehrer-Schüler*innen-Beziehungen die Motivation jedes einzelnen Mitglieds unserer Schulgemeinschaft zu fördern, zu pflegen und zu entwickeln.

Unterrichtlich wollen wir gemäß unserem Leitsatz „Interessen erkennen, Talente fördern“ jeden Schüler – sich nicht früh festlegend – als Individuum wahrnehmen, für den wir eine individuelle Bildungskarriereplanung IBK in den Blick nehmen – dies ist zentrales Ziel unserer Schule. Die pragmatische Organisation dieser individuellen Begabungskarrieren wird zur Zeit in einem Konzept zusammengefasst.

Aus Tradition die Zukunft gestalten – dieser Leitbildsatz hat uns im Schuljahr 2018-2019 den Rückkehrbeschluss zu G9 verknüpfen lassen mit einem Schülerschaft, Kollegium und Eltern insgesamt einbeziehenden Schulentwicklungsprozess, der unsere Zukunft am Landfermann im Sinne unseres Leitbildes unter breitester Beteiligung und mit Erfahrungen und Erkenntnissen aus der Wissenschaft, aus unseren schulischen Netzwerken und den Ergebnissen von Qualitätsanalyse, Evaluationen und Elternabfragen neu gestaltet. Im Schuljahr 2022-2023 gilt die hier verlinkte Übergangs-Stundentafel.; zukünftig gilt dann die 2021 beschlossene neue G9-Stundentafel. Details erfahrt ihr, erfahren Sie am besten über unsere „Offene Tür“-Seite.

Wir sind mit dem Schulkonferenzbeschluss aus dem Herbst 2019 eine G9-Schule. Wir werden aber sicher Möglichkeiten schaffen, die Schullaufbahn bei besonderen Begabungen auch schneller zu durchlaufen, wenn dies darstellbar ist.

Wir haben auch in Zukunft am LfG drei gleichberechtigt nebeneinander stehende Ziele:

  • Bei aller Individualität ist es von besonderer Bedeutung, gerade im Sinne einer zukunftsausgerichteten humanistischen Tradition, Schüler*innen ganzheitlich in den Blick zu nehmen: Persönlichkeitsbildung als zentrales Ziel; dese Persönlichkeitsbildung betrifft die Entfaltung individueller Möglichkeiten; gleichzeitig wollen wir die Verantwortung für die Gemeinschaft, die Bedeutung von sozialem Engagement, Toleranz, klarer Haltung gegen Rassismus, Anerkennung von Vielfalt, Geschichte, Kultur und Sport, Politik und Wirtschaft fördern und Engagement herausfordern. Die Studien- und Berufsorientierung ist für uns ein Bestandteil der Persönlichkeitsentwicklung – das Kernziel bleibt: Werde der, der Du bist; werde die, die Du bist – im beschriebenen Sinn.
  • Wir wollen Schüler*innen individuell, mit allen ihren individuellen Anlagen, Begabungen, Handicaps, Stärken und Defiziten in den Blick nehmen, in jedem Unterricht, in der Förderung einer individuellen Bildungs- und Begabungskarriere (IBK) und als Teil unserer Gesellschaft, auch unserer Landfermann-Gemeinschaft. Kern unseres fachlichen und erzieherischen Handelns soll es sein, die Schüler*innen und uns selbst früh in die Lage zu versetzen, zu ermessen, wo ihre Talente liegen und wo zusätzliche Förderung oder Herausforderungen gesucht werden sollten, um diese dann pragmatisch zu ermöglichen.
    Dabei werden allen Schüler*innen mit ihren Talenten, Begabungen, Handicaps und Interessen gleichermaßen Angebote gemacht; das IBK-Konzept will also Schüler*innen mit Hochbegabung, mit besonderen Begabungen, mit Handicaps aber auch jeder/m „ganz normalen“ Schüler*in unserer Schule, der/die begründete eigene Interessen hat, eigene Bildungswege an unserer Schule ermöglichen – dies allerdings begrenzt durch die pragmatisch darstellbaren Optionen und Kooperationen sowie personelle Ressourcen.
    Dies kann bedeuten, dass Schüler*innen in einzelnen Fächern am Unterricht höherer Klassen oder au­ßerunterrichtlichen Projekten zur Begabungsförderung teilnehmen oder auch – trotz eines die Versetzung ggf. verhindernden Defizits in ihrer Klasse bleibend – nur ein Fach in einer unteren Jahrgangsstufe wiederholen. Es kann auch bedeuten, dass sie sich – mit der IBK-Koordination, Eltern und unseren ausgebildeten Lern-Coaches beratend – entscheiden, mit 2 statt 4 Stunden Fachunterricht „auszukommen“, damit der Unterricht  ihnen „nicht langweilig“ wird und sie stattdessen zum Beispiel Musik machen oder selbstständig wettbewerbsorientiert arbeiten.
  • Die Lehrkraft-Schüler*in-Beziehung soll verbindlich und nachhaltig durch hohe Transparenz, Absprache von Inhalten, Vorgehen und Methodenstandards und durch aktive Zusammenarbeit in Fachlehrkraft-Jahrgangsstufenteams gefördert werden; dem anerkannten australischen Bildungsforscher HATTIE folgend wollen wir systematisch und regelmäßig Schüler*innen-Rückmeldungen über Lehrerfolg und Unterrichtskultur wahrnehmen und schließlich an einer Verbesserung von Unterrichtsqualität arbeiten. Dazu dienen die Landfermann-Stunden in den Stufen 5-7 und ab Stufe 8 bis zum Abitur regelmäßige Lehrer-Schüler*in-Coaching-Gespräche mit allen Schüler*innen.

Nach den Rückmeldungen von Kindern und Eltern, den Anmeldezahlen Diskussionen in Arbeitsgruppen und Konferenzen war auch für unser neues G9-Konzept klar, dass folgende Schulprogrammbestandteile gesetzt sind:

  • Die Neigungskurse: Unterrichtlich beginnen wir in der Klasse 5 mit einem Konzept, das unter dem Motto „Interessen erkennen, Talente fördern“ jedem Lernenden ermöglicht, seine Talente auszutesten – in Roboter-, Mikroskop-, Theaterkursen und anderen Angeboten, projektorientiert und halbjährlich wechselbar – und auch in Latein. Zukünftig werden wir diese in Klasse 6 als Arbeitsgemeinschaften weiterführen – und sind sicher, dass sie für unsere Schüler*innen attraktiv sind. Für Schüler*innen in Latein ab 5 ermöglichen wir durch besondere Angebote bei kontinuierlicher Belegung ein Latinum am Ende der Stufe 10(G9).
  • Wir sind traditionell eine Europa- und Sprachenschule. Der bilinguale Zweig ist dafür ein zentrales Element, das beibehalten werden wird; durch die eingeschränkten Ressourcen allerdings in Zukunft nur noch mit zwei Klassen; selbstverständlich unter Beibehaltung der drei bilingualen Klassen dieses Schuljahrs. Das Landfermann-Gymnasium bietet neben Englisch, Französisch und Latein zukünftig Spanisch als zweite Fremdsprache, außerdem Altgriechisch, Japanisch und Chinesisch im WP II und in der Oberstufe – und wenn möglich – das ist neu -, wollen wir die Sprache Latein in Zukunft durch neue Ideen und auch bereits ab Klasse 5 wieder stärker machen.
  • Unser IBK-Konzept: Schüler*innen mit individuellen Begabungen (IBK), dies sind aktuell rund 40 Schüler*innen, begleiten wir regelmäßig, z.B. durch individuelle Stundenplanung, Planung von Nachteilsausgleichen, Fördermaßnahmen, externen Prüfungen etc. –zudem gibt es eine Begleitung durch Lerncoaching und Ansprechpartner*innen für besondere Begabungen.
  • Und ebenso gesetzt ist das gemeinsame Bewusstsein, dass Schule ein angstfreier Raum sein muss. An unserer Schule arbeiten wir daher intensiv mit dem R-A-D-Konzept rund um den Kernbegriff Respekt; das von uns umgesetzte FARSTA-Konzept gilt als das beste zur Bekämpfung von Mobbing – und wir reagieren schnell und konsequent bei Gewalt und Regelverletzungen. Gerade unsere Toilettenservicekraft in unseren umfassend sanierten Schülertoiletten ist für unsere Schülerschaft ein wesentlicher Bestandteil.
  • Im MINT-Bereich setzen wir – als Schule im Modellvorhaben Informatik – Schwerpunkte in Informatik mit vielen Angeboten in der Erprobungsstufe, mit Wahlpflichtangeboten ab Stufe 8/9 und mit Informatik-Grund- und Leistungskursen in der Oberstufe.

Dazu kommen nunmehr unsere neuen Ideen und Konzepte, die die zentralen Aspekte unseres Leitbilds zukünftig noch besser unterstützen und gestalten:

  • Dazu gehört vor allem die neue Landfermann-Stunde, die uns besonders wichtig ist. Demokratisches Handeln ist ein zentrales Ziel dieser von einer Klassenlehrer*in gegebenen Stunde, in der wir Aspekte der Persönlichkeitsbildung nach dem Lion´s Quest Modell, Querschnittsaspekte des neuen Lehrplanes und Fachaspekte im Rahmen von zusätzlichem Klassenlehrerunterricht in den Stufen 5 bis 8 verbinden. Hier geht es um Handlungsorientierung im oben angesprochenen Sinn, hier werden Fachinhalte mit Medienkompetenzen verknüpft, politisches Handeln eingeübt, Respekt als Grundprinzip angewandt. Und hier beginnen wir mit der so wichtigen Begleitung unserer Schüler*innen auf ihrem Weg, „die Person zu werden, die man ist“.
  • Dazu gehört eine Verstärkung der Aktivitäten im Bereich Kultur. Im laufenden Schuljahr soll es erstmals ein die ganze Schulgemeinschaft einbeziehendes Theaterprojekt geben, Termine sollen besser koordiniert werden; ausdrücklich ist ein Mehr an Angeboten geplant.
  • Der Bereich Fördern und Fordern und die Förderung besonders begabter Schüler*innen wird durch eine eigene Ansprechperson im Kollegium koordiniert. Lerntheken werden fachbezogen eingerichtet, die organisatorischen Regelungen werden verbessert und stärker institutionalisiert; geplant sind auch systematischere Diagnoseverfahren. Ein Unterrichtsvorhaben pro Fach und pro Stufe soll zukünftig offen bzw. produktionsorientiert durchgeführt werden.
  • Ein zentrales Thema war der Umgang mit Smartphones in der Schule. Angestrebt wird eine stärkere Nutzung im Unterricht, im Sinne von „Bring your own device“ – aber ein Verbot in den Stufen 5 – 7 in den Pausen. Auch angemessener Umgang, Kleidung und allgemeine Regeln sind Themen, die in Arbeitsgruppen diskutiert werden.
  • Und natürlich ist die Integration des Medienkompetenzrahmens im Rahmen unseres Digitalkonzepts ein großes Thema für die Schulentwicklung.

Diese ganzheitliche Betrachtung, zu der verlässliche Standards zum Beispiel in Jahrgangsstufen­vereinbarungen, regelmäßige Rückversicherung durch nachhaltiges Schüler-Feedback und Würdigung, gutes Umgebungsmanagement und große Transparenz und Klarheit gehören, soll auch der Rahmen für das Handeln aller Mitglieder unserer Schulgemeinschaft sein.

Wichtig ist uns zudem, dass das gesamte Schulentwicklungshandeln sehr transparent stattfindet; des­wegen veröffentlichen wir alle Curricula, Leistungsbewertungskriterien, Konzepte und Pro­jekte auf der Homepage – und seit 2017 auch auf unserem schulischen Server ISERV; deswegen erfolgen Ausschreibungen, Mitteilungen, Informationen stets schriftlich und deswegen findet Kooperation und Partizipation turnus- und regelmäßig statt.

Jedes Schulentwicklungsprojekt durchläuft zudem – soweit sinnvoll – drei Phasen: eine Phase des Austestens und der Freiwilligkeit, eine exemplarische Phase mit Evaluation – und erst danach die Phase der Ver­bindlichkeit und Dauerhaftigkeit, wie sie im entsprechenden Beschluss festgelegt ist.

Die Verknüpfung des Leitbilds unserer Schule mit den dazugehörenden Unterrichtsideen, Konzepten und Projekten der Schulentwicklung erkennt man gut an der hier verlinkten Übersicht.

[1] Zitiert nach: M. Spiewak: Ich bin superwichtig!, Artikel in der Wochenzeitschrift DIE ZEIT, 02/2013 – bezogen auf JOHN HATTIE: Visible Learning, 2008 – dort auch eine gute Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse von HATTIE

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