Update 1.2.2025:
Hier der ausführliche Bericht:
Japanaustausch 2024
- Anflug, 2. Tokyo, 3. Fukushima, 4. Ein Tag in Tokyo, 5. Saitama
Anflug
Mit 11 Schülern* von insgesamt 4 verschiedenen Schulen und zwei Lehrkräften, verabschiedeten wir uns am 30.9. am Düsseldorfer Flughafen von unseren Familien und begannen die lange Reise von Deutschland nach Japan. Nach ungefähr 16 Stunden Flugzeit und einem Zwischenstopp landeten wir am 1.10. endlich im Tokyo Narita Airport. Auch wenn die Kontrollen mit langen Wartezeiten verbunden waren, kamen wir ohne Komplikationen durch und konnten endlich offiziell Japan betreten.
Tokyo
Der originale Plan vom Flughafen aus war einen direkten Zug zu unserem Hotel zu nehmen, doch wir entschieden uns die Japan Reise mit einem Curry in einem Restaurant zu beginnen. Müde, aber satt kamen wir abends nach zwei Tagen durchgängigen Reisen endlich in unserem Hotel an.
Mittwoch, 02.10.2024
Den ersten vollen Tag begannen wir mit einem Trip nach Asakusa (Japanisch: 浅草). Schon bereits beim Flughafen hatten wir bemerkt wie verschieden die Temperatur und Luftfeuchtigkeit in Japan im Vergleich zu Deutschland war. Wir waren alle überrascht, wie heiß es war, denn einen Temperaturanstieg von mehr als Zehn Grad hatten wir nicht erwartet (von 15°C auf 25°C). Trotzdem besuchten wir den Tempel in Asakusa, sahen uns die Stände an, die rechts und links am Rand zum Tempel führten und probierten die ein oder andere interessante japanische Süßigkeit, die Frau Matsuo uns vorschlug. Ein Foto vor dem Tempel war natürlich ein Muss. Danach hatten wir bis zum späten Nachmittag erstmal Freizeit und durften zum ersten Mal Tokyo für uns allein entdecken. Wir sammelten uns später im Hotel und gingen gemeinsam zum Baseball-Spiel zwischen den Mannschafften aus Hiroshima und Tokyo. Für viele von uns war das eins der Highlights in Tokyo. Wir hatten das Glück das letzte Spiel vom legendären Baseballspieler Aoki sehen zu dürfen, welcher danach in Rente ging. Auch wenn viele von uns kaum was von Baseball verstehen, wurden wir direkt von der Energie der Menschen im Stadion angesteckt und fieberten mit. Wir hatten auch ein paar Jerseys vom Hiroshima Team ausgeliehen bekommen, was uns noch mehr ins Geschehen einband und uns eins mit der Menschenmenge im Stadion machte. Auch wenn in Deutschland Baseball kaum vertreten ist, merkte man schnell, wie wichtig der Sport für die Japaner ist. Keine Sekunde war langweilig, es gab Musik, Cheerleader, das Spiel selbst, Choreos der Fans und ein Feuerwerk für Aoki. Nach dem Spiel gingen wir noch mit viel Energie und Freude zurück zum Hotel.
Donnerstag, 03.10.2024
Am nächsten Morgen begaben wir uns dann zu einem sehr wichtigen Teil unseres Aufenthaltes: Erdbebentraining und die Aufklärung über solche Geschehen. Erdbeben sind für Japaner Alltag, auch wenn diese meistens sehr klein sind, sind sie dennoch spürbar. Auch war das für unseren Aufenthalt in Fukushima relevant, da wir vor dem Training auch über das große Erdbeben im Jahr 2011 informiert wurden, welches eine Unvorstellbare Zerstörungen verursachte. Nach dem Video konnten wir ein simuliertes Erdbeben ausprobieren, was in der Form von einer kleinen begehbaren Platte simuliert wurde. Uns wurde gezeigt, wie wir uns am besten unter einem Tisch im Falle eines starken Erdbebens verstecken und auch weitere Notfall Maßnahmen ergreifen können. Nach dem Training erkundeten wir Akihabara, genossen die atemberaubende Aussicht vom Tokyo Rathaus aus und später teilten wir uns wieder in Gruppen auf. Viele Läden wurden besucht und die leckersten veganen Ramen gegessen.
Freitag, 04.10.2024
Unseren letzten vollen Tag in Tokyo starteten wir im Ministerium für Umwelt, wo eine Präsentation, über die zur zeitlichen Lage der Umwelt in Japan gehalten wurde. Dazu wurde uns erklärt, wie Japan plant, mit dem Klimawandel umzugehen. Noch dazu wurde auch ein
Vergleich zu Deutschland, sowie anderen Europäischen Staaten hergestellt. Unser nächster Halt war der Besuch bei einem Schrein, welcher zwar sehr eindrucksvoll war, jedoch, wie uns später berichtet wurde, nicht ganz so nette Menschen unter sich begraben hatte. Der eigentlich Plan war es, dass wir uns auch das Kaiserschloss anschauen wollten, jedoch aber nach einem langen Spaziergang durch Gärten und über Pfade kamen wir an verschlossenen Toren an. Leider sind wir außerhalb der Öffnungszeiten hingegangen und mussten umkehren.
Zum Abschluss fuhren wir nach Shibuya, wo wir ein gemeinsames Bild vor der Statue des berühmten Hundes Hachikō machten, welcher direkt neben dem Berühmten Shibuya Crossing (Zebrastreifen) war. Anschließend hatten wir für den Nachmittag und Abend Freizeit, um uns die Stadt weiter anschauen zu können, sowie die japanische Küche weiter auszuprobieren.
Samstag, 05.10.2024
Unsere Abfahrt nach Fukushima stand an. Wir verabschiedeten uns von Tokyo und machten uns auf unserer Reise. Mit Vorfreude und Nervosität auf unsere ersten Gastfamilien stiegen wir in den Shinkansen am Tokyo Hauptbahnhof und fuhren Richtung Norden.
Fukushima
Dienstag, 08.10.2024 – Unterricht an der Fukushima Minami Highschool (福島南高校)
Wir haben uns zunächst um 8:20 in der Schule getroffen, wo wir anschließend Hausschuhe, entweder von der Schule in einer großen Box gestellt oder selbst mitgebracht, angezogen haben. Die erste Stunde haben wir im English „Conversation Room“ verbracht, wo wir, wie es vom aus Alaska stammendem Englischlehrer Brennan genannt wurde, Speed-Dating gemacht haben. Es gab Tischgruppen mit etwa 3-5 Japaner*innen und je einem/einer deutschen Austauschschüler*in, die sich über vorgegebene Themen wie beispielsweise Essen und Sehenswürdigkeiten in Deutschland und Japan austauschen sollten. Das hat größtenteils auch ganz gut funktioniert. Obwohl das Englisch der japanischen Schüler*innen mittelmäßig war, kamen wir doch alle ins Gespräch
Anschließend wurden wir in den audiovisuellen Unterrichtsraum geführt, wo uns Okiagari-
Koboshi vorgestellt wurden. Das sind kleine Figuren, ähnlich wie die deutschen Stehauf-Männchen, die in Japan als Glücksbringer bekannt sind, da sie „siebenmal fallen und achtmal aufstehen.“ Mit bunten Stiften haben wir dann unsere eigenen Figürchen gemacht, die wir beliebig gestalten konnten. Wir wurden dabei gut von den Japaner*innen unterstützt.
In der dritten Stunde waren wir wieder im English „Conversation Room“ und haben in Gruppen mit den Japaner*innen unsere Traumreise in Japan erarbeitet. Da die Aufgabenstellung auf Englisch war, gab es zunächst in einigen Gruppen etwas Verwirrung, aber das hat sich im Verlauf alles geklärt. Wir haben schöne Tipps von den Schüler*innen bekommen, wo wir auf jeden Fall mal hingehen sollten.
Dann war es Zeit für Sportunterricht. Da es in der Schule keine Umkleiden gibt, wird sich in den Klassenzimmern umgezogen, dabei haben sich die Jungs einen anderen leeren Raum gesucht. Wir sind dann zu einer von zwei großen Sporthallen gegangen, dabei wurden Jungen und Mädchen wieder in zwei Gruppen aufgeteilt. Die Jungs haben Fußball gespielt, und die Mädchen Volleyball, allerdings in einer anderen Jahrgangsstufe und daher mit neuen Schüler*innen, mit denen wir vorher noch keinen Kontakt hatten. Wir wurden freudig ins Team aufgenommen und meist auch ins Spiel integriert, was vom Teamgeist der Schüler*innen zeugt.
Zum Mittagessen gab es Bento-Boxen, die wir vorher, auch in der Schule bestellt hatten. Es gab eine große Auswahl, mit oder ohne Fleisch, in verschiedenen Größen, etc., also hatte jeder etwas anderes. Zu Trinken konnte man sich, wenn man nichts dabeihatte, bei so genannten „Vending Machines“ (Automaten) etwas für um die 110 Yen, also nicht mal einem Euro, allerlei Getränke holen.
Sobald alle satt waren, ging es zur nächsten Unterrichtsstunde in der wir philosophische Diskussionen mit den Japaner*innen führten. Es waren einige Themen, wie Freundschaft und Familie, Schulleben in Deutschland im Vergleich zu Japan und was ein gutes Leben ausmacht, vorgegeben, an denen sich meistens orientiert wurde. Interessant war, dass es für die meisten japanischen Schüler*innen das erste Mal war, dass sie solche Themen im Unterricht angesprochen hatten. Außerdem hat man oft merken können, dass sie eher die Meinung der Allgemeinheit vertraten als ihre eigene, und nicht so kritisch nachgedacht haben, wir viele es in Deutschland tun.
Die vorletzte Stunde haben die meisten in der höheren Jahrgangsstufe im Englischunterricht verbracht, wo man Multiple Choice Aufgaben zu Grammatik machen musste, die bei uns in der Sekundarstufe 1 gelehrt wird. Die japanischen Schüler*innen hatten aber Schwierigkeiten, und die, die in der Nähe einer/eines deutschen Schüler*in saßen, haben einem gerne mal aufs Blatt geschaut und die Ergebnisse weitergegeben. Trotzdem war es schön, wieder neue Schüler*innen kennenzulernen und einen relativ normalen Unterrichtsablauf zu sehen.
Als letztes ging es wieder in den audiovisuellen Raum, wo wir zuerst zusammen mit den Japaner*innen Origami gebastelt haben. Danach haben wir die traditionell japanischen Fächer bekommen, auf denen wir unsere Namen mit Kanji schreiben sollten. Da es bei den Kanji häufig mehrere Zeichen gibt, die zusammen den Namen bilden können, hat es bei einigen etwas gedauert, bis man sich für ein bestimmtes Kanji entschieden hatte. Dabei waren die japanischen Schüler*innen sehr bemüht und haben viele verschiedene Kanji vorgeschlagen.
Obwohl es nicht bei uns im Programm stand, haben wir zum Schluss noch an der traditionellen Teezeremonie teilgenommen, welcher von einer AG geführt worden war. Dafür sind wir in ein kleines Nebengebäude gegangen, wo uns die Bräuche bei der Teezeremonie beigebracht wurden. Der Tee war natürlich Matcha. Anschließend hatten wir noch etwas Zeit, um gemeinsam Fotos zu machen und uns auszutauschen, was alles sehr viel Spaß gemacht hat.
Zurückblickend war es ein schöner Tag mit einem tollen Programm, durch das wir Kultur erleben und uns mit den japanischen Schüler*innen austauschen konnten. Zwar fühlt man sich schon etwas ungewöhnlich, wenn man als einzelne Person keine Schuluniform trägt, aber wir wurden trotzdem mit offenen Armen empfangen und haben uns gut aufgehoben gefühlt. Die japanischen Schüler*innen waren alle sehr nett und hilfsbereit, es war eine schöne Atmosphäre.
Donnerstag, 10.10.2024 – Erforschung von Wasserstoff, Museum, „Farm der Hoffnung“
Unser Tag begann mit der Führung durch die Anlage zur Erforschung von Wasserstoff, sowie mit der Aufklärung über diese Art der Energie.
Die Anlage zur Erforschung von Wasserstoff begann zunächst mit der Erklärung von dem eigentlichen Zweck des Wasserstoffs, nämlich überflüssige erneuerbare Energie zu speichern, und nicht ihn als Hauptenergiequelle zu beziehen. Interessant war es zu sehen, wie dies verwirklicht wurde und das die ganze Anlage mit einem Mega-Solar Panel ausgestattet war, welches die Energie, die es braucht, um Wasserstoff herzustellen deckte.
Weiter ging es mit dem Museum zum Großen Ost-Japan Erdbeben, über welches wir in Tokyo aufgeklärt wurden, welches ebenfalls erstaunlich war. Durch seine direkten Eindrücke, die es z.B. durch eine Zusammenfassung von Japans ökonomischer Revolution erreichte – welche beginnend nach dem zweiten Weltkrieg bis hin zum Atomkraftwerksunglück in Fukushima und die Regeneration dessen Zerstörungen – war es erstaunlich. All diese tiefen, sowie die weitreichenden Einblicke in die Geschichte und Energiegewinnung Japans, als auch dessen Probleme davon, haben uns neue Türen und Verständniswege eröffnet, wie wichtig erneuerbare Energien und die richtige Lagerung dieser sein kann, um aus vergangenen Desastern zu lernen und diese unter keinen Umständen zu wiederholen.
Als letztes zeigte uns die „Farm der Hoffnung“ was für einen unvorstellbaren großen sehr negativen Effekt das Atomkraftwerksunglück auf die Landwirtschaft in insbesondere der Region Fukushima hatte. Erzählungen von Bauern, welche aufgrund der hohen Strahlenbelastung nicht zu ihren Tieren konnten und deshalb ihre Viehzucht verhungern lassen mussten, war beunruhigend. Besonders beeindruckend zu sehen war der, Widerstand des Bauern, der seine Viehzucht trotzdem rettete, indem er sich den Regelungen der Regierung widersetzte. Er betrat das Sperrgebiet und verstrahlte sich wahrscheinlich zu großen Teilen selbst, um seine Viehzucht zu füttern, und diese vor dem Hungertot zu bewahren, so erzählte er. Um an diese Zeit und das unvorstellbare Unglück zu erinnern hat dieser Bauer ein Monument errichtet, welches direkt die Aufmerksamkeit auf sich zieht, sobald man auch nur in die Nähe der Farm kommt (Siehe Bild). Es wird von Touristen direkt aufgenommen und wirft Fragen auf, welche zu der Geschichte dieser Farm führen.
Dieser Tag hat uns gezeigt, wie wertvoll der richtige Umgang von Energien ist und was passiert, wenn man nicht die richtigen Maßnahmen wählt. Es war ein lehrreiches Erlebnis, was wohl noch lange in unseren Köpfen bleiben wird.
Saitama
14.10.2024 – Der Tag in Tokyo
An unserem einzigen zwischentag in Tokyo gingen wir, nachdem wir den Tag frei von irgendwelchen Plänen waren, zu einem Arzt und Freund, welcher im vorherigen Jahr auf unsere Lehrer traf. Dieser Doktor war begeistert von Deutschland und hatte uns für einen Abend eingeladen, um bei ihm zuhause japanisches Essen zu machen und anschließend natürlich auch zu essen. Wir machten Onigiri, Sushi und Takoyaki in kleinen Gruppen, in welchen wir nachher auch unser selbst zubereitetes Essen genossen. Die ganze Familie des Doktors half uns dabei und brachte uns diese Kultur noch näher.
Abends bedankten wir uns vielmals bei der Familie und gingen mit Geschenken, welche wir von ihm bekommen hatten, glücklich und satt zurück zu unserem Hotel.
Nachdem wir unseren netten Abend und das gute und entspannte Treffen mit unserem Arzt des Vertrauens in Tokyo beendet hatten, ging es für uns auch schon in unser nächstes Abenteuer. Saitama stand vor der Tür. Ganz anders als Fukushima handelt es sich hierbei um eine Millionenstadt. Nicht nur die Größe der Stadt, sondern auch die Aufregung, unsere zweiten Familien kennenzulernen, stieg immens.
15.10.2024 – Anreise nach Saitama
Am 15.10. war es dann so weit: Nach einer kurzen, aber anstrengenden Reise von 2 Stunden kamen wir in Saitama an und begaben uns direkt in die Schule, wo wir unsere Ansprechpartner sowie Austauschpartner kennenlernen sollten. Wir hatten uns zwar darauf eingestellt, dass diese Erfahrung sich von den vorherigen unterscheiden würden, doch mit einem solchen Ausmaß hatten wir nicht gerechnet. Die Schule war um einiges größer und ganz anders aufgebaut, als welche die uns bekannt waren. Während die Schule, die wir in Fukushima besuchten, eine gewisse gemütliche Atmosphäre beibehielt, fühlte man sich in Saitama wie an einer beliebten Hochschule aus Serien. Hier würden wir eine Woche lang zur Schule gehen und den schulischen Alltag eines Japaners miterleben.
Nachdem wir die Schule und unsere Ansprechpartner kennengelernt und uns einen Eindruck verschafft hatten, ging es für uns auch schon in die Gastfamilien. Trotz der Aufregung waren alle sehr nett und haben uns herzlich empfangen. Ein klarer Unterschied war jedoch zu bemerken: Diese Familien lebten um einiges moderner und waren dementsprechend ausgestattet, was sich zu der Kleinstadt Fukushima unterschied. Während wir ganz aufgeregt waren, blieben sie sehr gelassen, da sie solch einen Austausch bereits gewohnt waren.
Natürlich haben wir ihnen von unserem bisherigen Abenteuer berichtet, und es war interessant zu erfahren, dass auch einige Japaner bisher nicht die Gelegenheit hatten, solche Aktivitäten wie das Ernten des eigenen Essens zu erleben, welches wir vorher in Fukushima in Form von einer Reisernte erlebt hatten.
16.10.2024 – Der erste Schultag
Am darauffolgenden Tag, dem 16.10., sollte unser erster Schultag starten. Die anfängliche Aufregung legte sich zunächst, sollte jedoch im Laufe des Tages noch wachsen. Nach einem gemütlichen Frühstück in den Gastfamilien, bei dem wir auch Bentos (so genannte Lunchboxen) mitbekamen, begann unser Tag. Wie man es sich in Japan vorstellt, sollte dieser Tag relativ lang werden.
Der Tag startete für uns mit Kalligrafie, wobei sich einige verborgene Talente zeigten, von denen wir nichts wussten. Für viele mag die japanische Kalligrafie und das Schreiben der Kanji einfach aussehen, doch hinter den vermeintlich simplen Strichen steckt viel Disziplin, Übung und vor allem die richtige Körperhaltung. „Gerade sitzen!“ und „Den Pinsel bedacht fließen lassen“ lautete das Motto. Wir bekamen sogar einen Schulstempel auf unsere Werke, worüber wir uns sehr freuten. Selbst die Kalligrafie Lehrerin amüsierte sich über manches Geschehen.
In den darauffolgenden Stunden begleiteten wir unsere Austauschpartner in ihren Unterricht. Wir lernten auch endlich unsere Mitschüler kennen, die mindestens genauso aufgeregt waren wie wir selbst. Wir wurden mehr als herzlich empfangen und schlossen unter anderem Freundschaften fürs Leben. Mein Stundenplan war sehr naturwissenschaftlich geprägt, insbesondere Mathematik! Ob man es glaubt oder nicht: Das Gerücht, dass alle Asiaten Mathe-Genies sind, bleibt dennoch nur ein Gerücht. Sie sind zwar sehr fleißig, aber auch nur Menschen!
Zudem durften wir am Sportunterricht teilnehmen, was unheimlich viel Spaß gemacht hat. Egal ob groß oder klein, begabt oder ungeschickt – der Kampfgeist war bei allen zu spüren. Dieser Unterricht wird uns unvergesslich bleiben. Es war beeindruckend, welche Körperkraft und Präzision manche Schüler hatten. Auch hier wurden wir mit offenen Armen empfangen.
Als wir dann wieder in unseren Gastfamilien waren, waren wir zwar erschöpft, dennoch nicht zu müde, um die Momente mit unseren Familien zu genießen und zu plaudern. Wir brachten ihnen die deutsche Kultur näher – wobei manche von ihnen bereits Erfahrungen mit Deutschland gemacht hatten – und sie lehrten uns ihre. So konnten wir nicht nur Schuljapanisch lernen, sondern auch japanischen Slang und Alltagssprache, die mindestens genauso essenziell sein können, um sich zu verständigen.
Donnerstag, 17.10.2024 – Ein Ausflug nach Kamakura
Der 17.10. begann mit Vorfreude, denn unsere Austauschpartner freuten sich besonders auf diesen Tag: Wir sollten gemeinsam einen „One-Day-Trip“ nach Kamakura machen. Ein wunderschönes, traditionelles Plätzchen, das nur so von Tempeln umgeben ist. Es war zwar ein bisschen außerhalb, aber definitiv lohnenswert. Selbst die Eintrittskarten sahen beeindruckend aus.
Wir besuchten einen Schrein, konnten dort läuten und ein weiteres Mal Matcha genießen, der dieses Mal mit süßem, zuckerartigem Gebäck serviert wurde. Da es jedoch ein sehr heißer Tag war und wir bereits viele Tempel gesehen hatten, durften wir mit unseren Partnern oder in Gruppen losziehen. Es gab viele magische Orte in der Umgebung zu entdecken – von riesigen Statuen über Blumenwiesen bis hin zu einem Aquarium.
Meine Gruppe entschied sich für das Aquarium, und es war unglaublich, diese wunderschönen Meerestiere, insbesondere Quallen, live erleben zu können. Die Atmosphäre war magisch, und wir ließen uns von der japanischen Ästhetik inspirieren, fügten aber auch unseren spielerischen europäischen Charakter hinzu, als wir lustige Posen für Fotos ausprobierten.
Zurück bei unseren Gastfamilien erwartete uns ein Highlight: Sushi vom Fließband! Obwohl es ein klassisches japanisches Gericht ist, hatten wir bisher viel Abwechslung, und diese Art von Sushi war beeindruckend. Die schnelle Art der Zubereitung war ein Erlebnis für sich.
Freitag, 18.10.2024 – Herstellung von Radiergummis
Am 18.10. war ein weiterer ereignisreicher Tag. Wir verbrachten ihn weniger mit unseren Gastfamilien oder in der Schule, sondern auf eine ganz andere Weise. Wer kennt sie nicht – die Radiergummis in Form von Fußbällen, Tieren oder Sushi, die man auseinanderbauen kann? Wir hatten die Möglichkeit, die Herstellung solcher Radiergummis live mitzuerleben.
Es war faszinierend zu sehen, wie verschiedenste Formen, Farben und Komplexitäten entstehen – von kleinen Tieren bis hin zu Sportgeräten, alles, was das Herz begehrt.
Unser Freund, der Arzt, war erneut anwesend und so großzügig, uns einige Radiergummis zu schenken. Auch die Firma selbst machte uns einige Geschenke – eine Geste, die wir sehr zu schätzen wussten.
Doch damit war der Tag noch lange nicht vorbei. Am Nachmittag besuchten wir TeamLab, eines der magischsten Orte, die man sich vorstellen kann. Es handelt sich um ein digitales Museum mit Hologrammen, Klangkulissen und beeindruckenden Düften. Es fühlte sich an, als würde man in eine andere Welt eintauchen. Die Räume waren entweder mit Lichtern, Spiegeln oder digitalen Projektionen gestaltet, was eine einzigartige Atmosphäre schuf.
Es war ein perfekter Ort, um zur Ruhe zu kommen, die Gedanken schweifen zu lassen und sich an der Schönheit der digitalen Kunst zu erfreuen. Natürlich konnten wir auch großartige Fotos machen, aber das Erlebnis selbst stand im Vordergrund. Nach der Ausstellung machten wir eine kurze Pause und waren überrascht, wie viele Imbissstände es in Japan gibt – ein unerwartetes, aber leckeres Mittagessen!
Abends kamen wir erschöpft, aber begeistert, bei unseren Gastfamilien an, die uns (einer Austausch Partnerin und mir) mit einer besonderen Überraschung empfingen: eine Takoyaki-Party! Takoyaki, kleine Oktopusbällchen, durften wir selbst zubereiten, rollen und drehen. Obwohl es anfangs schwierig war, wurde es immer leichter und machte unglaublich viel Spaß. Es gab sogar eine Dessert-Version mit Schokolade, die für viel Gelächter sorgte.
Für mich war dieses Erlebnis besonders emotional. Die Herzlichkeit der Familie, die uns wie ihre eigenen Kinder behandelte, hat mich tief berührt.
Samstag, 19.10.2024 – Origami und Koch-Club
Am nächsten Tag, dem 19.10., ging es wieder in die Schule. Wir lernten erneut die Kunst des Origami, die nicht nur beruhigend, sondern auch lehrreich war. Doch der Höhepunkt des Tages war ein besonderer kleiner Lehrer – ein Kind, das uns ein japanisches Fingerspiel beibrachte, bei dem man mit Fäden verschiedene Muster formt. Es war beeindruckend zu sehen, wie talentiert er war und wie viel wir von ihm lernen konnten.
Anschließend nahmen wir am Koch-Club teil, wo wir mit japanischen Schülern gemeinsam Halloween-inspirierte Gerichte zubereiteten. Wir backten gruselige Muffins, verzierten Gyoza und formten Mumien-Würstchen. Das gemeinsame Kochen war eine tolle Erfahrung, und das Essen schmeckte hervorragend.
Nach der Schule ging es mit unserer Austauschpartnerin zum Shopping. Sie empfahl uns die riesige Shoppingmall „Lake Town“, die ihrem Namen alle Ehre machte. Diese Mall war so groß, dass sie sich wie eine ganze Stadt anfühlte – mit Geschäften, Outlets, Restaurants und sogar Supermärkten. Besonders interessant war, dass die Läden nicht mit Diebstahlsicherungen ausgestattet waren, was viel Disziplin und Vertrauen in die Japaner zeigt.
Sonntag, 20.10.2024 – Ein Fest und Souvenir-Shopping
Am 20.10. verbrachten wir den letzten ganzen Tag mit unseren Gastfamilien. Am Morgen besuchten wir ein traditionelles japanisches Fest. Die Atmosphäre war lebhaft, aber gleichzeitig sehr sicher und angenehm. Es gab zahlreiche Essensstände mit Street Food und traditionellen Leckereien, sowie Performances von Menschen in Kimonos und Männer, die Schreine auf ihren Schultern trugen, begleitet von Trommeln und Jubelrufen.
Besonders außergewöhnlich war eine Süßigkeit, die wie Eis in einer Mayonnaise-Flasche serviert wurde. Das machte sie nicht nur praktischer zu transportieren, sondern auch leichter zu essen.
Da unsere Reise sich dem Ende näherte, verbrachten wir den Nachmittag damit, Souvenirs für unsere Heimkehr zu kaufen. Hierfür besuchten wir Daiso, einen Laden ähnlich einem Euro-Shop, jedoch mit einer riesigen Auswahl an schönen und praktischen Produkten. Für größere Einkäufe ging es nach Don Quijote, einem mehrstöckigen Laden, der nahezu alles anbietet – von Kleidung über Kosmetik bis hin zu Elektronik.
Dienstag, 22.10.2024 – Abschied nehmen
Der 22.10. war unser letzter Tag in Japan. Nach einem letzten traditionellen Frühstück mit unserer Gastfamilie nutzten wir die verbleibende Zeit, um noch einmal gemeinsam in „Lake Town“ Udon zu essen. Udon wird mich immer an diese wundervollen Erinnerungen erinnern.
Zum Abschluss trafen wir uns in dem Bahnhof Ueno, um uns von unseren Austauschpartnern zu verabschieden. Es war ein Moment voller Emotionen, aber wie sagt man so schön? Abschiede sind nicht für immer. Wir versprachen, den Kontakt aufrechtzuerhalten, und ich bin sicher, dass wir uns eines Tages wiedersehen werden.
Update 8.2.2024:
Trotz des vorangegangenen Bombenalarms waren Gäste und Freunde, Lehrkräfte, Eltern und Schüler*innen in der Aula und es war eine wirklich schöne Veranstaltung – geleitet von Frau Matsuo, Herrn Martini und unter Mithilfe von Herrn Godt. Hier erste Bilder davon:
Update 2.2.2024:
Am Donnerstag, dem 08.02.2024 präsentieren die Schüler:innen des letzten Japanaustauschs 2023 ihre Ergebnisse. Projektthema des Austauschs waren Erneuerbare Energien. Wenn ihr Interesse an dem Thema und am Japanaustausch an unserer Schule habt, seid herzlich eingeladen, in unsere Aula Mainstraße 10 ab 18 Uhr zu kommen und mehr über Wind- und Solarkraft und Wasserstoff, aber auch Atomkraft in Deutschland und Japan zu erfahren. Hier der Flyer dazu.
Kaoru Matsuo
Dominik Martini
Japanaustausch 2023 – Projekt: Erneuerbare Energien
Vom 04.10. bis 23.10.2023 findet der Japanaustausch mit den Gymnasien Krupp, Landfermann und Steinbart in Duisburg und der Minami South High School in Fukushima statt. Erarbeitet wurde er ein Jahr lang von 8 Schüler:innen der Jahrgangsstufen Q1 und Q2 im Japanischunterricht von Frau Matsuo. Im Zentrum des Programms stehen die erneuerbaren Energien in Deutschland und Japan. Dazu präsentieren unsere Schüler:innen aus Deutschland den Stand der erneuerbaren Energien in Deutschland und besichtigen und beurteilen die japanische Situation.
Vorangegangen war dem Besuch in Japan der Besuch der japanischen Delegation in Duisburg (siehe unten), bei dem japanische Schüler:innen Hergang und Folgen der Katastrophe um den Atomreaktor in Fukushima berichteten und dabei auch ihre persönliche Erfahrung miteinbrachten.
Heute – am 15.10.2023 – ist der halbe Austausch bereits vorüber: In Begleitung von Frau Matsuo und Herrn Martini haben unsere Schüler:innen sich nun schon seit zehn Tagen in Fukushima mit Solar- und Windanlagen und der Strahlensituation der Präfektur Fukushima auseinandergesetzt, Erfahrungen in Gastfamilien gesammelt, an mehreren Tagen Schwesternschulen besucht, ihre Sprachfähigkeit in Japanisch trainiert und ihr kulturelles Wissen erweitert. Sehr beeindruckend fanden wir u.a. unseren Besuch in der Region Namie, wo wir in Museen Einblicke in die Situation um das Reaktorunglück erhalten haben. Nun haben wir uns von den Gastfamilien verabschiedet und sind auf dem Weg nach Kyoto, das historische Japan zu erkunden….
Update August 2023:
Und wieder sind Gastschüler*innen aus Fukushima zu Besuch – untergebracht bei Familien in Duisburg und Moers und organisiert von Frau Matsuo und Frau Knapp-Hartmann.
Die Begrüßung fand bereits am ersten Schultag durch Herrn Haering statt, die Präsentationen gibt es dann am Freitag.
Und hier noch der Bericht aus 2022: Nach drei Jahren wieder Gastschüler*innen aus Japan am LfG (以下日本語)
Nach drei Jahren findet wieder das Schüleraustauschprojekt Fukushima-Deutschland statt, das von der gemeinnützigen Organisation Earthwalkers organisiert wird, die seit dem Großen Ostjapanischen Erdbeben und dem Unfall im TEPCO-Atomkraftwerk Fukushima Daiichi jährlich 200-300 Kinder in Fukushima unterstützt.
In diesem Jahr halten sich sechs Schüler*innen aus Fukushima in Deutschland auf: zwei Nächte und drei Tage in Berlin, sechs Nächte und sieben Tage in Düsseldorf und zwei Nächte und drei Tage in Mainz. In Duisburg waren sie bei Schüler*innen aus dem Koop-Kurs Japanisch untergebracht, u.a. auch vom Steinbart-Gymnasium.
Unsere Japanisch-Lehrerin, Frau Matsuo, hatte organisiert, dass sie zu uns in die Schule kamen. Am Freitag, dem 12.8. hielten sie vor Oberstufenkursen des LfG in unserer Aula bewegende Vorträge über das Leben in Fukushima nach dem GAU dort. Die Stimmen der Jugendlichen – Voices of Fukushima – aus Fukushima City, Koriyama City, Iwaki City und Shirakawa City unterscheiden sich voneinander.
Es gab viele Fragen und bewegende Antworten; Vieles ist auch wegen der Fragen rund um Kernenergie in Deutschland – und auch die Gefahren der Kernkraftwerke in der Ukraine im Krieg sehr nah. Und in Japan selbst ist die Gefahr groß, dass der Unfall und die Folgen einfach in Vergessenheit geraten.
Unsere Schüler*innen waren offenbar sehr bewegt von den Berichten unsere japanischen Gäste. Einer macht sogar den Vorschlag, einen regelmäßigen Schüleraustausch zu starten.
Kaoru Matsuo