Abschied von Zuzana Zajacová

Frau Zuzana Zajacová aus der Slowakei war in der Zeit vom 25.01.2024 bis 31.01.2025 Teilnehmerin am Weiterbildungsprogramm für deutschsprachige Lehrkräfte von Auslandsschulen (Ortslehrkräfte). Für die Dauer des Weiterbildungsjahres wurde sie über die zuständige Kultusbehörde der Bezirksregierung Düsseldorf dem Landfermann-Gymnasium zugewiesen. Das Weiterbildungsprogramm wird vom Pädagogischen Austauschdienst und von der Kultusministerkonferenz unterstützt. Dank an Herrn Martini für alle Organisation udn das Kümmern und an Frau Alers für die Unterstützung bei der Wohnung!

Leider muss sie uns schon wieder verlassen, da das Jahr herum ist. Frau Zajacová war unglaublich engagiert, sie machte uns mit ihrem Engagement und ihrer ausstrahlenden Fröhlichkeit ganz viel Freude – ein ganzes wunderbares Jahr lang. Sie hat sich sogar aus eigener Initiative für einen Besuch einer  slowakischen Gruppe vom Gymnasium in Žilina (Slowakei) im Rahmen von Erasmus+ eingesetzt., der dann stattgefunden hat!

Jetzt verlässt sie uns und wir hoffen, dass sie gute Erinnerungen an Duisburg mitnimmt – wir werden uns immer gerne an sie erinnern. Wir haben uns im City Center von ihr verabschiedet. Und vielleicht gibt es ja weiter Besuche und  Gegenbesuche … Wir danken ihr so sehr ! 

Ďakujem veľmi pekne! Príjemnú cestu, liebe Zuzana.

Update 1.2.2025:

Frau Zajacová hat einen Bericht geschrieben, den wir mit zwei weiteren Bildern gerne hier veröffentlichen – viel Freude dabei. Man beachte insbesondere die Unterschiede zwischen dem slowakischen und dem deutschen Schulsystem!

Hallo zusammen!

Ich heiße Zuzana Zajacová, komme aus der Slowakei und war für ein Jahr (29.01.2024 – 31.01.2025) Gastlehrerin am Landfermann.

Ich unterrichte seit 16 Jahren am Gymnasium, Hlinská, in Žilina (in der Slowakei). Ich bin Fachkraft für Deutsch und Englisch als Fremdsprache. Da ich Deutsch und Deutschland liebe, habe ich mich um die Teilnahme am Weiterbildungsprogramm für deutschsprachige Ortslehrkräfte von Auslandsschulen beworben. Das Programm wird vom Pädagogischen Austauschdienst (PAD) im Auftrag der Kultusministerien und Senatsverwaltungen der Länder und in Zusammenarbeit mit dem Auswärtigen Amt sowie der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) durchgeführt.

Zu meinen Aufgaben als Gastlehrkraft gehörten: Hospitationen, Übernahme von Unterrichtsabschnitten, Teamteaching, selbstständige Unterrichtsprojekte durchführen, Arbeitsgemeinschaften leiten, Förderunterricht geben, Entwicklung von Unterrichtsmaterialien, Vermittlung landeskundlicher Kenntnisse/interkultureller Angebote im Unterricht und nicht zuletzt die fachliche, didaktische und methodische Weiterbildung. Es war mir wichtig, mich mit dem deutschen Bildungswesen intensiv zu beschäftigen, mein Deutschlandbild zu aktualisieren und meine Sprachkenntnisse zu ergänzen und zu vertiefen.

Es war ein schönes, gewinnbringendes und aus einer Fülle von Erfahrungen bestehendes Jahr, in dem ich viele neue Leute kennengelernt habe, mit denen ich auch weiterhin in Kontakt bleibe und zusammenarbeiten werde.

 Ein paar Informationen über meine Schule in der Slowakei:

 Meine Heimatschule ist ein vierstufiges Gymnasium, an dem rund 400 Schüler:innen zwischen 16 und 19 Jahren in 12 Klassen von ungefähr 30 Lehrkräften unterrichtet werden. Die Schule hat neunmal am Kulturweit-Programm teilgenommen und jedes Mal erfolgreich einen deutschen Freiwilligen/eine deutsche Freiwillige aufgenommen. Die Fachschaft Deutsch hat drei Deutschlehrerinnen und eine externe deutsche Lektorin, denn es werden auch spezielle DSD-Gruppen mit 5 bis 7 Stunden Deutschunterricht pro Woche angeboten. Die Schüler:innen dieser Gruppen bewerben sich um das Deutsche Sprachdiplom sowohl der ersten (DSD I) als auch der zweiten (DSD II) Stufe. Die Schule ist neuen Ideen und Methoden gegenüber aufgeschlossen. Ich bin an der deutschen Sprache sehr interessiert; als Fachbereichsleiterin für Fremdsprachen werbe ich für Deutsch als erste Fremdsprache und will auch unsere slowakischen Schüler:innen für Deutsch begeistern. Ich bemühe mich, die Vorurteile der Schüler:innen der deutschen Sprache gegenüber abzubauen. Das ist auch der Grund, warum ich sogar in den Sommerferien Online-Einstiegs- und Vorbereitungskurse für zukünftige DSD-Schüler:innen unseres Gymnasiums organisiere. Außerdem koordiniere und unterstütze ich Austausche, die den Schülerinnen und Schülern einen authentischen Einblick in das Alltagsleben Deutschlands ermöglichen. Solche Austausche wecken nämlich ihr Interesse, ihre Neugierde und Motivation.

 Was ist mir persönlich am Landfermann aufgefallen?

Am Landfermann-Gymnasium habe ich sowohl in den internationalen als auch in den Regelklassen unterrichtet. In den internationalen Klassen habe ich viele Schüler:innen getroffen, die es sehr schätzen, in einer Willkommensklasse zu sein. Die internationalen Schüler:innen sind stark motiviert, denn sie wollen in Deutschland bleiben. Die meisten machen große Fortschritte, weil sie sich in einem deutschsprachigen Raum bewegen. Sie sind gezwungen, auch im Alltag und außerhalb des Unterrichts Deutsch zu benutzen.  Ich war sehr positiv überrascht, wie empathisch und engagiert die Klassenlehrer:innen in den einzelnen Willkommensklassen sind! Ich habe gesehen, wie viel Energie, Mühe, Zeit, Geduld und Menschlichkeit sie in diese Klassen investiert haben!

Mir ist aufgefallen, dass die Schüler:innen in Deutschland die Antwort auf eine Frage nur selten laut ausrufen! Nur selten nehmen sie einer Mitschülerin/einem Mitschüler die Antwort ab. Stattdessen melden sie sich und warten ab, bis sie von der Lehrkraft angesprochen werden.

Viele deutsche Schüler:innen wurden zwar in Deutschland geboren, aber ihre Eltern sind keine deutschen Muttersprachler:innen. Die Schüler:innen wachsen zweisprachig auf und lernen dabei weitere Sprachen leichter und schneller. Sie sind es gewohnt, zwischen zwei Sprachen hin- und herzuspringen. Das verlangt besondere Flexibilität und Leistungsfähigkeit in der Wahrnehmung. Mir ist aber auch aufgefallen, dass gerade diese Schüler:innen große Schwierigkeiten im Deutschunterricht mit der deutschen Grammatik haben! Der Grund dafür ist bestimmt, dass sie zu Hause die Muttersprache ihrer Eltern sprechen.

Die deutschen Kolleg:innen sind sehr nett und hilfsbereit. Ihnen ist das richtige Maß an Hilfe wichtig. Ihre wesentliche Haltung ist einfach die Zurückhaltung! Sie begleiten/beraten, lassen sich Zeit und versuchen, die Schüler:innen mehr zu aktivieren. Die meisten slowakischen Lehrkräfte sind nämlich „Marathonläufer:innen“, die im Unterricht nie abschalten. Sie halten sich an das Curriculum, ihre Lehrpläne und Lehrwerke. Sie wollen im Unterricht viel schaffen, sind alle 45 Minuten aktiv. Im Vergleich zu deutschen Lehrkräften „servieren“ die slowakischen Lehrkräfte ihren Schüler:innen direkt die notwendigen Materialien, um die Schüler:innen zu entlasten und das Eingeplante zu schaffen. Die deutschen Schüler:innen setzen sich mit den Lerninhalten aktiv auseinander und lösen dabei eigenständig Probleme. Beim Entdecken kann das Ziel auch offen sein. Die deutschen Schüler:innen suchen nach geeigneten Methoden mit Freiarbeit, Wochenplan, Projekten… Dadurch wird auch die soziale Interaktion gefördert.

Ich war sehr überrascht, dass keine Pflicht besteht, das Abitur in dem Fach Deutsch als Muttersprache abzulegen! Wären die deutschen Schüler:innen dazu verpflichtet, würden sie sich im Deutschunterricht vielleicht mehr bemühen. In der Slowakei ist das Abitur im Fach Slowakisch für alle Schüler:innen obligatorisch. Dabei geht es in Slowakisch sogar um drei obligatorische Prüfungsteile!

Was ins Auge springt, ist die Tatsache, dass es an deutschen Schulen kaum Überwachungskameras und Sicherheitskontrollen gibt. Deutsche Schulen wollen zwar zu keinen Festungen werden, aber das Risiko ist, wie ich finde, heutzutage zu groß. An slowakischen Schulen gibt es im Eingangsbereich immer wenigstens eine Pförtnerin/einen Pförtner. Sie/er empfängt Besucher:innen, gibt Auskunft und hilft bei Anfragen.

In den slowakischen Schulen gibt es im Erdgeschoss für jede Klasse einen separaten Umkleideraum mit einem elektronischen Schließsystem. Die Schüler:innen legen ihre Mäntel, Jacken und Straßenschuhe in diesem Raum ab und ziehen andere Schuhe an, die sie nur im Schulgebäude tragen. Sowohl die Schüler:innen als auch die Putzfrauen freuen sich über diese praktischen und bequemen Gewohnheiten:).

Was hat mich im Alltag überrascht?

Vom Oktober 2006 bis Juni 2007 war ich im Rahmen des Programms Comenius als Sprachassistenzkraft im Englischunterricht am Friedrich-Ebert-Gymnasium in Sandhausen tätig. Damals sind die deutschen Züge fast immer pünktlich gefahren, alle Straßen waren schön sauber und den präzisen und logischen Prozess der deutschen Bürokratie konnte man sehr gut nachvollziehen. Jahrelang danach wurde mein Deutschunterricht in der Slowakei von diesem vorbildlichen Deutschlandbild geprägt. Allerdings hat das Weiterbildungsjahr mein Deutschlandbild wieder aktualisiert:).

Einerseits legt man in Deutschland großen Wert auf digitalen Fortschritt, Effizienzerhöhung, Arbeitseinsparung und Ökologie – also auf die positiven Effekte einer elektronischen Kommunikation. Andererseits muss in Deutschland fast alles (gleichzeitig auch) in Papierform (per Post) eingereicht/erhalten werden. Die Behörden in der Slowakei sind schon wesentlich weiter und haben zahlreiche Vorgänge vollständig digitalisiert. Man hat sogar auch auf digitale Signaturen gesetzt.

Die deutschen Lehrkräfte und Schüler:innen genießen am Arbeitsplatz/in der Schule jedoch mehr Freiheit. Dabei will ich nicht auf die Autonomie bei der Umsetzung der Lehrpläne hinweisen. Diese Möglichkeit haben auch die slowakischen Lehrkräfte. Ich meine z.B. die Kontrolle deren Anwesenheit am Arbeitsplatz/im Schulgebäude. Die meisten Schulen in der Slowakei verfügen über Zeiterfassungsterminals. Arbeits-, Pausen- und Fehlzeiten werden erfasst und verarbeitet. Alle Angestellten und Schüler:innen der Schule müssen sich immer eintragen und austragen, indem sie ihren Chip (RFID-Schlüsselanhänger) vor das Lesegerät halten. Will die Lehrkraft in ihrer Freistunde das Schulgebäude verlassen, muss sie, natürlich, auschecken und die fehlende „Arbeitsstunde“ nachholen und im System nachweisen. Die Schüler:innen dürfen das Schulgebäude nicht eigenwillig verlassen.

Wie sehr ich von dem Weiterbildungsjahr profitiert habe:

Ich liebe authentisches Deutsch und Deutschland. Als Deutschlehrerin am Gymnasium in der Slowakei bereite ich unsere Schüler:innen unter anderem auf die Abiturprüfung in Deutsch als Fremdsprache vor. Eines der wichtigen Schwerpunkte ist auch das landeskundliche Thema „Deutschland und deutschsprachige Länder“. Ich fühle mich dann im Unterricht sicherer und kompetenter, über die Landeskunde Deutschlands überzeugend zu berichten, wenn ich die nötigen Informationen aus erster Hand habe.

sdr

Ich freue mich, dass ich mein Weiterbildungsjahr gerade in NRW verbringen konnte, denn dieses Bundesland galt für mich eine Zeitlang als am wenigsten erkundet. Jetzt nicht mehr. Während des Jahres war ich oft unterwegs: Bonn, Duisburg, Düsseldorf, Essen, Moers, Köln am Rhein, Aachen, Münster, Koblenz, Kempen, Mainz, Oberhausen, Osnabrück, Wuppertal, Berlin, Dortmund… Außerdem habe ich nach elf Jahren wieder Hamburg gesehen. Ein tolles Reiseerlebnis für mich war die Schweiz. Ich habe ein verlängertes Wochenende in Zürich verbracht.

Deutsch fasziniert mich. Ich lese gern auf Deutsch. Anlässlich des Welttages des Buches 2024 hatte ich die Möglichkeit, im Deutschunterricht einer internationalen Gruppe mit dem Buch „Mission Roboter“ zu arbeiten. Im Regelunterricht in der Klasse 7b haben wir uns im Rahmen der Lektüre mit einem tollen Buch für Jugendliche „Nennt mich nicht Ismael!“ beschäftigt und im Religionskurs mit dem Buch „Benjamin und Julius“.

Ich mag den Nachrichtensender „tagesschau24“ und höre deutsche Podcasts: Franca Cerutti und ihre „Psychologie to go!“ und den Podcaster Leon Windscheid und seine Podcast-Episoden „In extremen Köpfen“. Im Februar 2024 habe ich sogar an Leons Show in Duisburg teilgenommen und mit ihm kurz gesprochen. Das Weiterbildungsjahr hat mir also ermöglicht, die Sprache ordentlich aufzusaugen“, denn als Gastlehrkraft hatte ich mehr Zeit und mein Alltag war nicht so stressig.

Ich habe mich gefreut, dass ich die Möglichkeit hatte, viele Klassen am Landfermann-Gymnasium mit meinen Präsentationen über die Slowakei zu besuchen und den Schüler:innen interessante landeskundliche Informationen zu übermitteln. Außerdem habe ich meine Freizeit auch im Seniorenzentrum „Innenhafen Duisburg“ verbracht und dort ehrenamtlich gearbeitet, indem ich mich am Freizeitprogramm des Zentrums aktiv beteiligt habe.

Aus eigener Initiative und im Rahmen meines PAD-Unterrichtsprojekts habe ich mich für einen Besuch der slowakischen Gruppe von meinem Gymnasium in Žilina (Slowakei) im Rahmen von Erasmus+ eingesetzt und den Besuch vor Ort koordiniert. Vom 09.06. bis zum 15.06.2024 haben zehn slowakische Schüler:innen und zwei slowakische Lehrkräfte das Landfermann-Gymnasium besucht. Diese Schüler:innen bereiten sich in einer Klasse mit erweitertem Deutschunterricht auf die Prüfungen zum Deutschen Sprachdiplom (DSD) I. und II. vor. Das Programm war voll, abwechslungsreich und vor allem für beide Seiten unvergesslich – genauso wie das ganze PAD-Weiterbildungsjahr in Duisburg.

Vielen Dank an die Schulleitung des Landfermann-Gymnasiums, herzlichen Dank an die netten Kolleg:innen und die Schüler:innen, die ich während des Weiterbildungsjahres kennengelernt habe. Es war mir eine Ehre, mit Ihnen/mit euch zusammenarbeiten zu dürfen.

Zuzana Zajacová

 

 



Die Kommentarfunktion ist geschlossen.
Archive