Landfermann beim Alpine Climate Summit 2023

Eine großartige Exkursion geht zuende –  wir haben bereits Bilder bekommen – hier sind sie und unten gibt es noch mehr Informationen zu der Exkursion; ganz großen Dank an Frau Burgfeld.

Es wird noch mehr Bilder und  Videos geben – hier der Bericht:

Seit fast vier Wochen sind wir nun wieder im zivilisierten Alltag angekommen. Es scheint alles seinen Lauf zu nehmen und dennoch denke ich oft an die ereignisreiche Zeit in den Alpen zurück, an den Duft und die Geräusche der unberührten Berge, vor allem aber an die Erfahrungen und Herausforderungen, die wir gemeinsam als Gruppe des LFG´s in den Ötztaler Alpen gemeistert haben.

Ein kleiner Rückblick:

Die Reise begann bereits am Ende der Sommerferien, als fünf Schüler:innen der Q1 mit mir gemeinsam – voll ausgestattet mit Exkursionsrucksack, Wanderschuhen, Regenjacke und Funktionskleidung – am Duisburger Hauptbahnhof mit dem Zug in Richtung Ötztal aufbrachen. Die ersten zwei Tage verbrachten wir im Universitätszentrum in Obergurgl (1930 m), um uns einerseits an die Höhe zu gewöhnen, andererseits lernten wir sowohl die anderen Teilnehmer:innen der Schulen aus Krefeld und Düsseldorf als auch den Exkursionsleiter Dr. André Baumeister und seine studentischen Hilfskräfte kennen, die den Alpine Climate Summit ins Leben gerufen haben.

Nach einem kurzen Vortrag von André Baumeister zur Entstehung der Alpen, ging es am zweiten Tag 600 Höhenmeter mit der Gondel aufwärts, wo die Schüler:innen einen Ausblick auf das Rotmoostal und deren Gletscher (österr.: Ferner) bekamen. Fachbegriffe wie Seitenmoräne, Gletscherzunge und Sander waren den meisten noch gänzlich unbekannt und trotzdem waren alle von dem Naturschauspiel beeindruckt. Den Nachmittag verbrachten wir mit einer digitalen Schnitzeljagd, bei der auf der Wanderung zurück ins Tal Pflanzen fotografiert und per App bestimmt worden sind. Auch das naheliegende Moor wurde näher begutachtet. Solche sogenannten Geoarchive sind bedeutend für die Klimarekonstruktion und geben uns Aufschlüsse über die klimatischen Verhältnisse sowie die vorherrschende Vegetation vor über 5000 Jahren.

Am nächsten Tag wurde es ernst. Mit all unserem Gepäck brachen wir auf ins Hochgebirge. Unser erstes Ziel: die Langtalereckhütte auf 2438m. Auf dem Weg dorthin durchquerten wir den Zirbenwald und trafen auf Murmeltiere, Haflinger und Schafe. Vieles von dem, was wir zuvor im Vortrag erfahren haben, konnten wir nun im Gelände selbst erkennen. Mit der Zeit wurden alle zu Gletscherexperten und erkannten sofort, ob es sich bei den Formen des Gebirges bspw. um Trog- oder Kerbtäler handelte.

Wir setzten unsere Wanderroute an den kommenden Tagen fort. Das nächste Ziel war die Fidelitashütte (2883m), eine Selbstversorgerhütte ohne Strom, Licht oder Wasser. Für angenehme Temperaturen sorgte ein Ofen. Das Brennholz dafür mussten wir selbst hacken und auch das Wasser holten wir vom liegengebliebenen Schnee, den wir anschließend abkochten – zunächst mit Skepsis, aber am Ende war es doch ein unvergessliches Abenteuer.

Ein prägendes Erlebnis war auch die anstehende Gletscherbegehung. Ausgestattet mit GPS-Geräten marschierten wir los, um einen Teil der Gletscherzunge des Gurgler Ferners zu kartieren. Mit den Daten aus dem Jahr 2003 machten wir uns auf den Weg, nur um zu merken, dass der Gletscher nicht mehr dort zu finden war, wo wir ihn vorher auf der Karte verortet hatten. Einige hunderte Meter weiter erreichten wir dann die letzten Ausläufer des Gletschers. Die erschreckende Erkenntnis kam schnell, denn vor 20 Jahren war der Gletscher noch knapp 45 m mächtiger und ragte mehrere Hundert Meter weiter ins Tal.

Zurück in der Hütte diskutierten wir über die Auswirkungen der Gletscherschmelze, nicht nur als lokale Problematik in den Alpen, sondern auch welchen Einfluss dies ggfs. in Zukunft auf Duisburg aufgrund seiner Lage am Rhein haben könnte.

Den letzten schweren Anstieg unserer viertägigen Hüttentour meisterten wir auf dem Weg zum Ramolhaus (3006m), dem höchsten Punkt unserer Reise. Teilweise aufgrund von kniffligen Klettersteigen und unwegsamem Gelände, kamen spätestens jetzt alle physisch und mental an ihre Grenzen. Insbesondere die 142m lange Picard-Brücke kostete Überwindung, bescherte uns aber auch einen atemberaubenden Blick auf die umliegenden Gipfel. Auch wenn die Wanderungen anstrengend, zeitweise belastend und nervenraubend waren, waren am Ende alle stolz einen 3000er bestiegen zu haben.

Auf dem Weg zu unserem letzten Ziel, der Dortmunder Hütte (1948m), besuchten wir das Skigebiet Sölden mit dem Rettenbachferner auf über 3000m. Der Schock saß tief, denn von weißer Gletscheridylle war hier nichts mehr zu sehen. Teile des Gletschers wurden bereits abgetragen oder mit weißen Planen bedeckt, damit sie im Sommer nicht so schnell schmelzen. Das gesamte Skigebiet glich einer einzigen Baustelle. Teilweise wurden Bereiche gesprengt und Gestein abgetragen, um die Pisten künstlich zu erweitern. Im Minutentakt fuhren LKW´s und Bagger an uns vorbei. Er war erschreckend und absurd zu sehen, was alles dafür getan wird, um den Skitourismus trotz schmelzender Gletscher aufrecht zu erhalten und sogar auszubauen.

In den letzten zwei Tagen ging es darum, das Gelernte und Beobachtete zu sammeln und zu reflektieren. In einer kleinen „Klimakonferenz“ diskutierten wir über die menschlichen Eingriffe in den Alpen, deren Auswirkungen und vieles mehr. Am Ende kamen wir zu dem Ergebnis, dass wir nachhaltiger handeln und die geographischen und biologischen Nutzungsgrenzen der Natur respektieren müssen. Nur so können auch zukünftige Generationen ihre Bedürfnisse befriedigen, wie wir es jetzt noch können.

Abschließend können wir sagen, dass alle von den Eindrücken, den Naturgewalten, den gemeinsam gemeisterten Herausforderungen im Hochgebirge sowie dem Teamspirit ergriffen waren. Ein herzliches Dankeschön gilt FRAM Science & Travel für ihr ehrenamtliches Engagement, durch das das Projekt Alpine Climate Summit erst möglich gemacht wurde. Außerdem möchten wir uns bei der Schulleitung und dem Landfermannbund für ihre Unterstützung bedanken. Die Exkursion war ein voller Erfolg und wir hoffen, dass auch die nachfolgenden Jahrgänge die Chance bekommen, dieses einmalige Abenteuer zu erleben.

Abschließend berichten die Schüler:innen der Q1 von ihren Highlights:

Philip: Mein persönliches Highlight der Exkursion war die Hängebrücke und die Nacht auf der Selbstversorgerhütte. Natürlich waren die Ausblicke auch immer atemberaubend.

Das nehme ich mit: Ich habe während der Reise vieles über Gletscher und die Auswirkung des Klimawandels auf die Alpen gelernt. Daran und an die Erlebnisse in der Gruppe werde ich mich noch lange erinnern.

Laurenz: Besonders beeindruckte mich das Landschaftsbild, jeden Tag aufs Neue. Denn hinter jedem Berg, hinter jeder Ecke durfte man damit rechnen, den Blick auf ein neues, ebenso herrliches Bild geboten zu bekommen (sofern sich nicht bereits die Eingriffe des Menschen darin abzeichneten). Ein zweiter Punkt, den ich aus meinen Erfahrungen jener Woche hervorheben möchte, war die Möglichkeit und die Erfahrung, sich körperlich mit den Wanderungen (besonders den Aufstiegen) zu fordern und die eigene Ermüdung zu überwinden. Die Belohnung war am Ende des Tages ein Gefühl von Stolz im Rückblick auf die eigene Leistung, ein Zuwachs an Erfahrung und Wissen und eine warme Mahlzeit, die nie so gut geschmeckt hat wie nach der Anstrengung des Tages.

Lea: In dieser Woche habe ich mehr über die Natur und die Alpen erfahren. Ich habe erfahren, dass wir alle mehr für die Umwelt tun müssen. Ich habe gelernt, dass nur eine kleine Sache nur ein kleiner Urlaub sehr, sehr viel ändern kann. Die Wege waren nicht immer einfach, sondern meistens auch sehr herausfordernd. Es hat viel Zeit, Mut, Schweiß und Überwindung gekostet, alles durchzuziehen. Jedoch war es eine tolle Erfahrung. Mit Frau Burgfeld und vier anderen Jungs, habe ich in den Bergen ein wunderschönes Abenteuer erlebt. Wofür ich sehr dankbar bin. Damit möchte ich andeuten, dass nicht nur mehr Informationen über die Natur gewonnen wurden, sondern auch neue Freundschaften geschlossen wurden. Diese Reise hat meine Perspektive auf meine Umwelt sehr stark verändert.

Moritz: Mein Highlight war die Begehung des Gletschers. Die Vorstellung, dass dort wo ich stehe noch vor 20 Jahren 50m Eis über mir gewesen wären, war sehr beeindruckend. Überall konnte man die Naturgewalt, mit der der Gletscher seine Umgebung geformt hat, sehen. Das heute eisfreie, bearbeitete und geschliffene Gestein hat deutlich gezeigt wie sehr der Gletscher bereits geschrumpft ist.

Erste Fotos – more to come:

Worum ging es (Text der Ausschreibung):

Die Exkursion stellt eine einzigartige Möglichkeit dar, die Themenfelder des Klimawandels und des nachhaltigen Schutzes unseres Lebensraums hautnah mitzuerleben und nachzuvollziehen. Die freiwillige Exkursion ist dabei an alle interessierten, zukünftigen Q1-Schülerinnen und Schüler gerichtet.
Organisiert und durchgeführt wird die einwöchige Reise von Dr. André Baumeister (Geograph, Umweltwissenschaftler und Exkursionsdidaktiker der Ruhr-Uni Bochum) und FRAM Science & Travel. Neben unserer Schule nehmen auch noch Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer zwei weiterer Schulen aus NRW teil.
In der Alpinen Forschungsstelle Obergurgl wird es zunächst eine Einführung in die Hochgebirgs- und Klimaforschung geben. Im Verlauf der Reise werden verschiedene Feldarbeiten durchgeführt; unter anderem werden die Schülerinnen und Schüler einen Gletscher vermessen und erhalten durch unterschiedliche Experimente, Kartenarbeit sowie das einzigartige Naturerlebnis einen Einblick in diverse Umweltwissenschaften (z.B. Biologie, Geographie, etc.). Der Großteil der Exkursion findet zu Fuß auf den Wanderwegen der Öztaler Alpen statt. Übernachtet wird in unterschiedlichen Hütten, sodass auch das eigene Gepäck ständig mitgetragen wird.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.
Archive